Die Diplomarbeit von Melanie Lutterotti beschäftigt sich mit der israeltheologisch perspektivierten Christologie und deren ekklesiologischen Konsequenzen bei Aron Jean-Marie Kardinal Lustiger.
Mittels des hermeneutischen Konzeptes der corporate personality stellt Lustiger die Verbundenheit Jesu Christi mit dem Volk Israel und mit der Kirche dar. Auf diese Weise werden die eine Heilgeschichte, die mit der Erwählung des Volkes Israel begonnen hat und in Christus ihren Höhepunkt erfahren hat, und daher die Kontinuität und Einheit der Offenbarung Gottes sichtbar. Anhand dreier christologischer Aspekte, nämlich der Sohnschaft Jesu Christi, seiner Messianität und Christus als das „einheitsstiftende Prinzip“, wird diese These vertieft.
In Jesus Christus, der „Sohn schlechthin“, offenbart sich der Vater und verwirklicht sich die Sohnschaft des Volkes Israel zum Heil der Welt. Somit wird deutlich, dass das Christentum ohne das Judentum nicht verstanden werden kann.
Doch Jesus Christus ist nicht nur der Messias aus Israel, sondern ebenso der Messias für Israel, der die an das Volk Israel ergangenen Heilsverheißungen erfüllt und allen Menschen zugänglich macht. Da alle Menschen in Christus Zugang zum Erbe und zu den Verheißungen des Volkes Israels bekommen, ist dieser auch der „Grund der eschatologisch erhofften Einheit des Gottesvolkes“.
Das zeitigt ekklesiologische Konsequenzen, von denen drei in der Arbeit näher diskutiert werden: die Bedeutung der ecclesia ex circumcisione und ihre mögliche institutionelle Wiederherstellung, das Verhältnis von Altem und Neuem Bund und schließlich die Differenzierung von Antijudaismus und Antisemitismus, die beide im christlichen Abendland ihre verheerende Wirkung entfaltet haben, aber dem Christentum fundamental zuwiderlaufen. Hier gut zu unterscheiden und den Widerspruch zum christlichen Glauben darzulegen, war ein zentrales Anliegen Lustigers.
Die Diplomarbeit ist am Lehrstuhl für Dogmatik und Dogmengeschichte bei Jan-Heiner Tück angefertigt worden.